Beim Angeln auf Steinbeißer wippt plötzlich ganz kurz und kaum zu spüren meine Rutenspitze. Ich bin bis in die Haarspitzen gespannt. Und dann die Gewissheit: Langsam, aber unnachgiebig biegt sich meine 16-lbs-Inliner Richtung Wasseroberfläche. Was unerfahrene Angler schnell als einen Hänger abtun, spüre ich klar als Biss eines großen Steinbeißers! Jetzt nur nicht zu rasch anschlagen – dem Fisch Zeit geben, den Happen aus Tintenfisch, Fischfetzen und Garnelen einzusaugen. Aber dann heißt es: Mit voller Kraft von null auf hundert anhauen. Denn sonst hat der Haken keine Chance, in das knochige, harte Maul einzudringen. Deswegen: Nur nadelspitze Haken benutzen.
Mein Fisch sitzt. Der Widerstand ist enorm, Steinbeißer ab sieben Kilo wissen sich ordentlich zu wehren und so mancher geht bei Drill oder Landung verloren. Dieser setzt sogar zu einigen brachialen Fluchten nach unten an. Also ein Fisch über acht Kilo, denke ich mir – denn anders als die kleineren Exemplare sind kapitale „Stonis“ tatsächlich harte Gegner am Gerät. Dann taucht der massige Kopf eines starken Steinbeißers vor der Bordwand auf.
Selbst ich, der schon einige „Stonis“ über zehn Kilo gefangen hat, werde in diesem Augenblick immer sehr ruhig und absolut konzentriert – und ein wenig nervös. Wird die Landung gelingen? Mein Angelkollege setzt das Gaff – am besten von außen unter den Kopf – dort zwischen den gewaltigen Unterkiefern lockt das weiche Fleisch den Enterhaken. Es klappt, das Gaff sitzt perfekt. Doch der Steinbeißer hat eine Eigenschaft, die ihn eher an eine Schlange oder Aal erinnern lässt: Er dreht und windet sich mit unglaublicher Kraft und kann sich auf diese Weise selbst aus einem eigentlich perfekt sitzenden Gaff drehen.
Also bloß schnell ins Boot mit dem Burschen und dort so lange wie möglich am Gaffhaken hängen lassen. Denn gern schlängelt sich ein „frei gelassener Stoni“ mit aufgerissenem Maul durchs Boot und verbeißt sich in alles, was vor sein riesiges Maul kommt. Das kann auch der Fuß eines Anglers sein! Und Vorsicht: Die Kieferkraft eines Beißers ist stärker als die eines Pitbullterriers!

Bild: BLINKER/R. Korn
Seeschlange! Stonis besitzen unheimliche „Schlangen“-Kräfte: Vorsicht bei und nach der Landung.
Ich halte das Gaff, lass’ den „Stoni“, der über einen Meter misst und später neun Kilo auf die Waage bringen wird, sich ein wenig austoben, bis mir ein Mitangler den Knüppel reicht und ich den Fisch waidgerecht und schnell ins Jenseits befördere. Ganz ehrlich: Das muss bei mir immer ganz rasch geschehen – ich finde vor allem das Angeln auf Steinbeißer von der großen Sorte extrem faszinierend, sie strahlen allein aufgrund ihres Äußeren etwas Mythisches, etwas Geheimnisvolles aus. Weil ihr Fleisch so verdammt schmackhaft ist, setze ich nur wenige dieser Fische zurück, obwohl ich bei jedem großen „Stoni“ damit hadere.
Angeln auf Steinbeißer im richtigen Revier
Der Seewolf, wie der Gestreifte Steinbeißer auch genannt wird, ist ein Fisch des Nordmeeres, obwohl er einst sogar bis in die Biscaya vorkam. Auch das Kattegat wies einmal einen guten Bestand an Beißern auf. Doch diese Zeiten sind Geschichte, Über-fischung die Ursache dafür. Wer wirklich gezielt auf Seewolf gehen möchte, sollte ab dem Nordland in Norwegen losziehen oder vor Island fischen. Dort sind die Fische im Schnitt nicht so groß, aber sehr zahlreich.
Die Chance auf einen kapitalen Beißer steht sicherlich nirgends besser als am Saltstraumen und im dahinter liegenden Skjerstadfjord, meinem „Hausgewässer“, das ich seit über einem Dutzend Jahre jedes Jahr für mehrere Wochen beangele. Von hier stammt auch der aktuelle norwegische Rekord von 17,4 Kilo!
„Locken, schocken, Fleischeslust!“ Köder für SteinbeißerTopköder für Steinbeißer: Fischleber, Kalmar, Reker (Nordmeergarnelen). Inchikus, pilkerähnliche Köder mit frei schwingenden Einzelhaken, sind top. Genauso wie die Steinbeißerkombi von Eisele: ein Bananenpilker, kombiniert mit einem Lockvorfach. Der Haken geht oben am Pilker ab, so gibt’s weniger Hänger. Auch fängig: klassisches, robustes Paternoster mit Lockmitteln wie Propellern, Gummi-Oktopussen und Leuchtschläuchen. ![]() Bild: BLINKER/R.Korn Gourmetangebot für Steinbeißer: Leber, Fischfetzen, Garnelen. |
Die Größten stehen flach
Steinbeißer-Experten fischen vor allem von April bis Mitte, Ende Juli auf die begehrten Fische. Der Trick, um gezielt große Beißer zu fangen, besteht darin, möglichst flach zu fischen! Viele meinen, die kleinen Exemplare stehen flacher, die größeren tiefer. Doch es ist genau andersherum: Die größten Beißer halten sich meist flacher auf als ihre kleinen Artgenossen. Warum? Dazu muss man den Lebenszyklus des Steinbeißers kennen.

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Die Zähne eines Steinbeißers nutzen übers Jahr ab – kein Wunder bei der Nahrung: Muscheln, Seeigel und Krebse. Über den Winter wachsen neue nach – praktisch.
Er laicht im Tiefen ab und wandert meist auch im Herbst in tieferes Wasser. Im Frühjahr, wenn die Sonne höher steht, zieht es die Beißer nach oben in flachere Gefilde. Denn dort finden sie ihre Lieblingsbeute: Muscheln! Die leben nämlich nicht so tief. Und da die ergiebigsten Muschelbänke recht flach liegen, schon ab fünf Metern, finden sich im Flachwasser bis 25 Meter auch die attraktivsten Gebiete für Steinbeißer.
Da die Beißer sehr standorttreu sind, verteidigen sie ihre Fressgründe auch gegenüber anderen. Die kleineren Exemplare, noch nicht so groß und stark, müssen mit den „billigen“ Plätzen vorlieb nehmen – und die liegen nach Steinbeißer-Sicht eben tiefer. Deswegen werden große Exemplare oft sehr flach gefangen, was viele Angler für eine Ausnahme halten. Aber die ist es eben nicht, wenn man vom Leben des Steinbeißers etwas mehr weiß und das dann anglerisch auch umsetzen kann. Also, auf Große nicht so tief angeln!

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Mega-Beißer aus dem Skjerstadfjord, bei einem Heilbuttseminar des Autors gefangen: 14,6 Kilo!
Beim Angeln auf Steinbeißer kommt selten einer allein
Wenn Sie einen Steinbeißer gefangen haben, markieren Sie möglichst rasch nach dem Anbiss die Position auf dem Plotter. Denn ein Beißer kommt selten allein. Die geselligen Fische halten sich oft in kleinen Rudeln auf. Nach dem Versorgen des Fanges dann wieder am selben Platz ansetzen und nicht selten beißt gleich der nächste Bursche. Es gibt sogar regelrechte Beißer-Ansammlungen am Grund. Meist ist das an Unterwasserfelsen der Fall, wo die Fische genügend Deckung finden, auch wenn sie ein paar mehr sind. Seid Ihr auf der Suche nach Steinbeißern in einem Revier, schaut auf die Seekarte, wo Muschelbänke eingezeichnet sind. Muscheln sind die absolute Lieblingsspeise der Beißer.

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So sehen Mini-Steinbeißer aus: Eine Meerforelle hatte gleich ein ganzes Dutzend von ihnen im Magen.
Gestreifter Seewolf/ Steinbeißer (lat. Anarhichas lupus)
![]() Bild: BLINKER/Scholz – |
Zwei Leser-Ködermontagen zum Angeln auf Steinbeißer
1. Variante: Der „garnierte Pilker“ Bei dieser Methode entfernt man den Drilling eines 200 bis 500 g schweren Pilkers (vorzugsweise Solvkroken Svenskepilk) und montiert statt dessen ein an einem kräftigen Wirbel hängendes ca. 15 – 20 cm langes, 0,7 bis 8 mm starkes Nylonvorfach, mit einem stabilen Meershaken Größe 6/0 (z. B. VMC Conecutt). Als besonderes Lockmittel werden noch ca. 6 weiße Gummibänder, Länge ca. 20 cm, doppelt gelegt und mit festem Zwirn ans Vorfachende gewickelt. Als Beköderung dient frisches Muschelfleisch, Herings- oder Makrelenstücke, aber auch Krebsfleisch. Diese Montage findet Ihren Einsatz vorzugsweise auf Muschelbänken oder steinigem Meeresgrund, wo sie mit langsamen, ca. 10 – 20 cm reichenden, leichten Pilkbewegungen geführt wird.
Der Steinbeißer wird durch den Pilker angelockt und zu dem mit Fransen garnierten Köder geführt. Meist macht sich der Anbiß nur durch einen leichten Widerstand, wie beim Haken einer Alge, bemerkbar. Jetzt nicht sofort einholen, sondern den Pilker auf dem Grund ruhen lassen, etwas Schnur geben und erst nach ca. 10 bis 20 Sekunden erneut leicht Anheben. Bemerkt man ein kurzes Rucken, heißt es zügig anschlagen und den Fisch unter ständiger Spannung nach oben pumpen. Oft läßt sich der Steinbeißer wie ein „nasser Sack“ ziehen, doch sobald er den Schatten des Bootes oder die nahende Wasseroberfläche wahrnimmt, fängt er an zu toben. Vorsichtig und umsichtig sollte man den oft wild um sich beißenden Katfisch jetzt ans Boot bringen und gaffen. Bitte unternehmen Sie nicht den Versuch, den Haken vom noch lebenden Fisch lösen zu wollen. Der sehr widerstandsfähige Fisch sollte vorher wenigstens betäubt sein.
2. Variante: „Das norwegische Tannenbaumpaternoster“ Hierbei wird mit einem Durchlaufpaternoster mit 2 Haken gefischt. Für dieses Paternoster benötigt man an einer 0,8 mm starken Hauptschnur einen 3-Wegwirbel, einen Runningbom, Stopperperle und Tönnchenwirbel, zwei ca. 60 cm lange Vorfächer, überzogen mit je einem ca. 20 cm langen, phosphoreszierenden, vorzugsweise grünen Schlauch, zwei 12 cm lange, weiße Tintenfisch-Imitationen und Kräftige Haken der Größe 6/0.
Das Bleigewicht variiert je nach Tiefe zwischen 300 und 500g. Auch diese Montage muß mit ständigem Bodenkontakt geführt werden. Als Köder dienen hier Muschelfleisch, Krabben und Seelachsfilet (alle Köder immer so frisch wie möglich). Das Fischfilet kann auch noch mit Lockstoffen wie z. B. Sardinen-, oder Tintenfischaroma aufgepeppt werden. Auch bei dieser Angelmethode gilt: dem Fisch nach zaghaftem Zupfen Zeit geben, den Köder zu verschlingen. Für die beiden geschilderten Fangtechniken benötigt man eine robuste Bootsrute mit Multirolle, geflochtene Schnur (wegen des besseren Grundkontaktes) und stabile Meereswirbel (z.B. Sovik oder Berkley). Natürlich beißen auch andere Fischarten, wie z. B. Dorsch, Schellfisch oder Merlan als willkommener Beifang an, aber für alle, die diese Methoden einmal erproben möchten, bestehen in vielen norwegischen Fjorden gute Chancen, sich mit diesem ungewöhnlichen Meeresbewohner zu messen. eingesandt von Jörg Hornberger
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