Beim Angeln in Südnorwegen im Bømlafjord driftet unser Boot in Richtung einer Insel. Gerade zeigte das Echolot noch eine Wassertiefe von knapp 200 Metern an. Jetzt haben wir noch etwa 120 Meter Wasser unter dem Kiel. Wie von meinen Mitanglern und Tiefsee-Experten Siegbert und Heiko empfohlen, hebe ich meine Rute an und kurbele etwas Schnur ein. So kann sich die Grundmontage nicht am steilen, felsigen Gewässerboden festsetzen. Als ich die Montage wieder abgesenkt habe, ist ein Rucken in der Rute zu spüren. Biss oder doch nur Grundkontakt? Wieder ruckt es in der Rute, das ist ein Biss! Ich setze den Anhieb und spüre Widerstand und Kopfstöße. Ein paar Meter der 0,50er Geflechtschnur bekomme ich auf die Rolle. Dann geht gar nichts mehr. Mein Gegner hat sich festgesetzt.

Da ist die schwere Rute krumm. Gregor muss sich ordentlich ins Zeug legen, um seinen Kontrahenten an die Oberfläche zu bekommen. Foto: G. Bradler
Bei mir macht sich Frustration breit, aber meine Kollegen sind sich einig: „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“ Der Bootsmotor wird angeworfen, wir versuchen den Hänger „freizufahren“. Und wirklich, nach einigen Minuten ist der Hänger gelöst und ich kann den Fisch nach oben dirigieren. Es folgen weitere Minuten Schwerstarbeit, dann taucht plötzlich ein großer Lumb an der Wasseroberfläche auf. Beim Pilken in anderen Revieren in Norwegens konnte ich schon viele Lumbs fangen, aber solch ein Exemplar habe ich noch nicht gesehen. Nach der Landung assistiert mir Siegbert beim Präsentieren des Fisches für ein Erinnerungsfoto. Das spätere Messen und Wiegen des Lumbs ergibt eine Länge von 95 Zentimetern und ein Gewicht von rund 16 Pfund – ich habe meinen persönlichen Lumb-Rekord deutlich überboten.

„Plötzlich taucht ein großer Lumb an der Wasseroberfläche auf.
Das spätere Vermessen ergibt eine Länge von 95 Zentimetern. Foto: G. Bradler
Angeln in Südnorwegen ist Top für Tiefsee-Angler
Ort des Geschehens ist der Bømlafjord in der Nähe von Haugesund. Heiko und Siegbert sind bereits seit einigen Tagen hier und konnten beim Tiefsee-Angeln vor der Insel Midvikoya am Ausgang des Førdespollens in den Bømlafjord mehrere kapitale Lumbs auf die Schuppen legen: „Die Durchschnittslänge ist hier sehr gut. Wir fangen fast keine kleinen Exemplare. Der größte Lumb war genau einen Meter lang, mehrere Fische lagen in der 90-Zentimeter-Klasse. Das kleinste Exemplar hatte 72 Zentimeter. Solch gute Reviere findet man nicht häufig. Auch Lengs gehen während des Aufenthalts an die Haken der beiden Spezialisten. Allerdings handelt es sich um kleinere Exemplare. Siegbert und Heiko sind fest davon überzeugt, dass der Hotspot an der bereits erwähnten Insel auch für einen großen Leng gut ist. Die Insel erreicht man von der Unterkunft aus in 15 bis 20 Minuten Fahrtzeit. Sie bietet neben steilen Kanten auch Windschutz, so dass man auch bei etwas stärkerem Seegang rund um die Insel ein ruhiges Plätzchen fürs Driften mit Naturködern findet. Wie bei fast allen anderen Angeltechniken ist auflaufendes Wasser die besonders Erfolg versprechende Zeit.
Wie schon angedeutet, ist das Angeln in Südnorwegen auf Lumb und Leng kein Zuckerschlecken:
- Es kommen Naturködersysteme und je nach Strömung und Wind Bleigewichte bis über ein Kilo zum Einsatz.
- Bei unseren Touren reichten jedoch Gewichte zwischen 600 und 800 Gramm aus, um die Montagen zum Grund zu bringen.
- Die Tiefen, in denen geangelt wird, liegen zwischen 60 und 250 Metern.
- Die beste Methode besteht darin, sich vom Tiefen ins Flache treiben zu lassen.

Zweimal 300 Gramm bringen die Naturködermontage auf Tiefe. Das System der Profis besteht aus zwei Bleien. Der Sprengring des unteren Bleies ist das schwächste Glied des Systems. Bei einem Hänger geht meist nur das untere Blei verloren und man rettet den Rest der Montage. Foto: G. Bradler
Wer eine schwere Montage aus der Tiefe, gegebenenfalls noch mit einem kapitalen Fisch am Haken, nach oben kurbelt beziehungsweise pumpt, wird merken, dass Angeln doch etwas mit Sport zu tun hat. Als Top-Köder für Leng und Lumb haben sich Makrelenfilets erwiesen, die mehrmals auf den Haken gestochen werden. Lässt man den Fetzen etwas länger überstehen, flattert er verführerisch im Wasser, aber man riskiert auch Fehlbisse, besonders wenn Lumb und Leng vorsichtig beißen. Der eine oder andere Abriss ist bei dieser Angeltechnik an der Tagesordnung. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt – die Chancen auf einen kapitalen Fang stehen bestens.
Bømlafjord und Førdespollen sind nicht nur Reviere für Tiefsee-Angler
Auch Petrijünger, die das Pilken oder das Spinnfischen favorisieren, kommen im Bømlafjord und Førdespollen in Südnorwegen auf ihre Kosten. Am Ausgang des Førdespollens befindet sich eine langgezogene, steile Felswand, die man abklopfen kann. Man wirft den 10 bis 18 Zentimeter langen Gummifisch am 20 bis 50 Gramm schweren Bleikopf ganz nah ran an die Felsen, lässt ihn durchsacken und kurbelt ihn dann mit oder ohne Stopps ein. An den Felsen lauern die Pollacks. Hat sich ein Räuber auf den Köder gestürzt, ist ordentlich Alarm angesagt. Wer sich ein wenig umschaut, wird im Førdespollen und auf dem Bømlafjord weitere interessante Steilwände fürs Spinnfischen finden.

Fürs Pilken benötigt man je nach Platz und Strömungsverhältnissen Pilker von 70 bis 500 Gramm. 10 bis 18 Zentimeter lange Shads an 20 bis 50 Gramm schweren Bleiköpfen eignen sich fürs Abklopfen der Steilwände. Foto: G. Bradler
Hotspots fürs Pilken
In Ufernähe bietet sich auch das Pilken an. Meist kommt man mit Gewichten bis 150 Gramm aus. In der Nähe des Ortes Valevåg befinden sich im Bømlafjord zwei nebeneinander liegende Plateaus. Orientierungshilfe für diese Plateaus ist eine auffällige Stromleitung, die etwa auf Höhe der Plateaus endet beziehungsweise unter Wasser weiterverläuft. An den Plateaus geht es bis auf 70 Meter hoch. Hier fangen wir Köhler in Pfannengröße. Da sich die Plateaus im Hauptstrom befinden, braucht man hier ordentlich Gewicht, um auf Tiefe zu kommen. 350 bis 500 Gramm sollte der Pilker hier schon wiegen. Oberhalb des Pilkers montiert man ein klassisches Makk-Vorfach. Besonders auf Köhler hat sich folgende Technik bewährt: Montage bis zum Grund absinken lassen, zügig 20 Meter hochkurbeln und wieder zum Grund rauschen lassen. In der Absinkphase erfolgen häufig die Bisse.

Diese Vorfächer braucht man zum Angeln in Südnorwegen: Makks, Makrelenpaternoster und Tiefsee-Systeme (von links). Foto: G. Bradler
Bei unserer Tour Ende Juni haben wir das Glück, dass die Makrelen schon da sind. Im Førdespollen, auf dem Bømlafjord, an Steilwänden, Inseln oder auf Plateaus – überall ziehen die agilen und kampfstarken Mini-Thune entlang. Man fängt sie ganz klassisch mit dem Feder-Paternoster. Gerät man in einen größeren Schwarm, ist die Fischkiste innerhalb kurzer Zeit gut gefüllt. Spannender als das Angeln mit Paternoster ist allerdings das Spinnfischen. Und dafür muss man nicht einmal mit dem Boot hinausfahren. Denn bei Vollflut ziehen die Makrelen bis ans Ende des Førdespollens. Dann kann man sie am Bootsanleger auf kleine Spinner oder Blinker fangen. An der leichten Spinnrute ist der Drill ein Erlebnis mit großem Spaßfaktor. Am Ende unserer Reise steht fest: Dieses Revier hat eine Menge zu bieten – egal ob man nun lieber schwer auf die Kapitalen oder leicht auf spritzige Meeresräuber fischt.
Zwei Tipps noch zum Schluss:
- Wer sich einen Überblick über das Angelrevier verschaffen möchte, kann sich auf unserer Seite informieren, wie man sich die passende Seekarte für sein Revier kostenlos zusammenstellt und ausdrucken kann. Somit kann man gezielt seine Hotspots anfahren und erfolgreich in Südnorwegen fischen.
- Ebbe und Flut: Zeitangaben für Ebbe und Flut können unter www.tidetime.org (Haugesund) abgerufen werden.
Mit Borks zum Angeln nach Südnorwegen
Borks Ferienhäuser
Osterfelder Straße 9a
46236 Bottrop
Tel. 02041/778356
Website: www.borks.de




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