Geht es nur nach der wissenschaftlichen Definition, dann sind Schuppen die Hautbedeckung der meisten Fische, die in der Unterhaut gebildet werden und aus Knochenplatten bestehen. So jedenfalls steht es in den zoologischen Fachbüchern. Doch hinter den Fischschuppen steckt jede Menge mehr Wissenswertes. Die Schuppen der heimischen Fische sind kompliziert aufgebaut. Im Wesentlichen bestehen sie aus einer durchsichtigen Deckschicht und einer drunterliegenden, knöchernen Grundschicht. Sie ist mit knorpeligen Fasern verstärkt und durch sogenannte Zuwachsringe charakterisiert, die radial unterbrochen sind, so dass die Schuppen biegsam bleiben.
Es werden verschiedene Schuppentypen unterschieden. Für uns sind die beiden großen Gruppen Rundschuppen und Kammschuppen interessant. Die Plakoidschuppen der Haie sind nämlich keine echten Schuppen. Die sogenannten Schmelzschuppen der Störe bestehen aus mit einer Schmelzschicht überzogenen Knochenplatten, sind demnach auch keine wirklichen Fischschuppen.
Fischschuppen: Charakteristische Merkmale
In der Fischereiwissenschaft werden die Rundschuppen in sechs weitere Schuppentypen unterschieden:
- Heringsschuppen (klein, zart, leicht abgehend)
- Forellenschuppen (klein, rund, ohne Radiärstreifen)
- Cyprinidenschuppen (groß, hart, silbrig bis golden glänzend, bei Schleien klein, unauffällig)
- Hechtschuppen (fest, typisch gefaltet)
- Aalschuppen (sehr klein, tief in die Haut eigebettet, kaum sichtbar)
- Quappenschuppen (klein, zart)

Flussbarsche gehören zu den Kammschuppern. Ihr Schuppenkleid liegt fest in der Haut und ist kammartig gezahnt. Deshalb fassen sie sich auch so rau an. Foto: BLINKER/O. Portrat
Die Schuppen mancher Fische sind charakteristisch geformt, sie können sogar zur Bestimmung ihrer ehemaligen Besitzer herangezogen werden. In den Speiballen der Kormorane finden sich beispielsweise neben Fischknochen die unverdaulichen Schuppen. Ihre Untersuchung gibt ausreichend genaue Aufschlüsse über das Nahrungsspektrum Fisch fressender Vögel.
Auffällig sind die großen, silbrig glänzenden Schuppen unserer Weißfische. Sie sind bei einigen Arten sehr dünn und fallen, wie beim Ukelei, bei Berührung leicht ab. Dessen Schuppen mit ihrem besonderen Silberglanz wurden zur Herstellung künstlicher Perlen verwendet. Charakteristisch sind die festen, golden glänzenden Rundschuppen beim Wildkarpfen oder die großen „Spiegel“ genannten Schuppen seiner Zuchtformen. Die Netzzeichnung beim Döbel ist sogar ein wichtiges Erkennungsmerkmal seiner Art.

Kammschuppen finden wir bei unseren barschartigen Fischen wie dem Flussbarsch, Kaulbarsch oder Zander. Die Kammschuppen sind klein, liegen fest in der Haut und zeigen ihre winzigen Zähne. Die aus der Unterhaut ragende hintere Schuppenseite ist gezähnt. Deshalb fassen sich die Fische rau an. Foto: W. Hauer
Rund- und Kammschuppen bilden eine dachziegelartige Überdeckung der Körperoberfläche. Wegen dieser idealen Anordnung behindern sie die Beweglichkeit der Fische beim Schwimmen nicht und bieten trotzdem ausreichend Schutz vor Verletzungen. Über den Schuppen liegt die Oberhaut. In ihr befinden sich Schleimzellen, die eine glatte, geschlossene Schleimschicht erzeugen. Sind die Schuppen sehr klein, wie bei Aalen oder Schleien, wird die Schleimschicht verstärkt. Schuppenlose Fische wie der Wels sind stark schleimig, ihre Haut ist lederartig zäh. Auch die Farbzellen liegen hier oberhalb der schuppigen Schicht. Geschuppt verlieren die Fische ihre schöne Farbe, nur der Grundton der Unterhaut, grau oder grün bleibt erhalten.
Wachstum und Regeneration
Im Sommer wachsen die Fische und mit ihnen auch die Schuppen schneller als im Winter, sodass sich deutliche Jahresringe auf den Schuppen ausbilden, die zur Altersbestimmung herangezogen werden können. Auch zur Laichzeit ist das Wachstum gebremst, sie hinterlässt Spuren bei den Schuppenringen. Spezialisten können aus dem vergrößerten Bild einzelner Schuppen viel über die Lebensgeschichte des Fisches erfahren.

Bei diesem Hecht kann man wunderbar die Seitenlinie erkennen. Es ermöglicht Wahrnehmungen zu Bewegungen in der Umgebung, zu denen wir mit unseren Sinnen nicht in der Lange sind. Foto: BLINKER/W. Hauer
Die Beschuppung wird im jugendlichen Alter der Fische angelegt. Die Anzahl an Schuppen bleibt das Fischleben lang gleich, die Schuppen wachsen gleichmäßig mit. Schuppenverluste durch Verletzungen regenerieren zügig. Die neu gebildeten Schuppen wachsen sehr rasch, oft wird aber das harmonische, ursprüngliche Schuppenbild nicht mehr erreicht. Im Narbengewebe der Lederhaut wachsen die Schuppen meist kreuz und quer.
Einige Fischschuppen fallen besonders auf. Dazu gehören die Schuppen entlang des Seitenlinienorgans. Die Schuppen dort besitzen ein deutlich sichtbares Loch. Dadurch wird den darunter liegenden Sinneszellen Kontakt zum Wasser ermöglicht. Bei manchen Arten finden sich derartige Schuppen auch außerhalb der Seitenlinie. Schwer zu unterscheidende Cyprinidenarten wie der Frauennerfling und Nerfling oder die untereinander sehr ähnlichen Coregonen (Maränen) können durch die Zahl der Schuppen entlang der Seitenlinie bestimmt werden. Fischschuppen haben in manchen Gegenden auch eine mystische Bedeutung. Einige Menschen legen jedes Jahr eine Schuppe des Weihnachtskarpfens in ihre Geldbörse – damit sie nie ganz leer wird.
Fischschuppen – Könnt Ihr sie erkennen?
Welcher Fisch verbirgt sich hinter den Schuppenkleidern? Die Lösung findet Ihr direkt unter dem Foto im Link.
- Welcher Fisch verbirgt sich hinter diesen Schuppen?
- Diese tolle Zeichnung haben viele Raubfischangler schon gesehen. Von welchem Fisch stammt sie?
- Diese Schuppenkleid setzt farbliche Akzente. Wem gehören sie?
- Zu welchem Fisch gehören diese bläulich schimmernden Schuppen?
- Wem gehören diese Kammschuppen?
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